Ingwer Die Kraft aus der Wurzel In der kalten Jahreszeit greifen wir gern zu Vitaminen und kleinen Helfern fürs Immunsystem, um uns gegen Erkältungen zu wappnen. Auch dem Ingwer wird eine solche Wirkung zugeschrieben. Aber was kann er wirklich? aufgrund seiner von innen wärmenden und ver- dauungsfördernden Kraft bei Magenproblemen einzunehmen. Auch die Menschen im Mittelalter nutzten Ingwer bei Krankheiten. Ab dem 19. Jahr- hundert ging die Bedeutung der Knolle jedoch zu- nehmend verloren, erklärt Ellen Heidböhmer. So kennen wir den Ingwer heute nicht unbedingt aus der modernen Schulmedizin. Mit der Öffnung für andere Heilsysteme fand die Knolle aber auch bei uns wieder Beachtung. Seit 1988 ist sie in Deutsch- land wissenschaftlich als Heilpflanze anerkannt. INNERLICH UND ÄUSSERLICH WIRKSAM Zur besonderen Familie der Ingwergewächse gehören neben dem Ingwer beispielsweise auch Kurkuma und Galgant. Das, was wir vom Ingwer aus dem Supermarkt kennen und verzehren, ist genau genommen nicht die Wurzel an sich, sondern das Rhizom, also der Wurzelstock, der horizontal im Boden liegt, wie Ellen Heidböhmer erklärt. Laut einer Studie der University of Texas konnten im Rhizom mehr als 400 Inhaltsstoffe identifiziert wer- den. Dazu gehören zum Beispiel sechs Scharfstoffe wie Gingerol und Shogaol. Beim Ingwer wurden außerdem 22 pharmakologische Eigenschaften nachgewiesen – unter anderem antibakteriell, anti- oxidativ, durchblutungsfördernd und herzstärkend. Ingwer ist bei uns frisch, getrocknet, als Tinktur, als Pulver, ätherisches Öl oder auch fertiges Arzneiprä- parat erhältlich. Einnehmen können wir ihn frisch in Scheiben oder getrocknet, im Tee oder Smoothie oder eben beim Essen. Ingwer eignet sich aber auch zur äußeren Anwendung. Warum er in all diesen Formen so besonders gesundheitsfördernd ist, er- klärt Britta Probol in ihrem Text beim NDR S eit einigen Jahren ist der Ingwer auch bei uns nicht mehr wegzu- denken: Wir finden ihn auf den Speisekarten vieler Cafés und Restaurants, genauso wie in Rat- gebern mit Gesundheitstipps. Während Ingwer in der Traditionellen Chinesischen Medizin und der Indischen Medizin (Ayurveda) schon seit Jahr- hunderten als Heilmittel eingesetzt wird, finden auch wir langsam mehr über seine Heilkräfte he- raus − und trinken fleißig Ingwershots, um Erkäl- tungen zu trotzen. Doch woher kommt die Knolle eigentlich und was macht sie so wirksam? WUNDERKNOLLE AUS ASIEN Ellen Heidböhmer schreibt in ihrem Buch „Gesund mit Ingwer“, dass Gewürzpflanzen, zu denen auch der Ingwer zählt, neben Gold, Edelsteinen und Seide lange zu den wichtigsten Handelsgütern gehörten. Doch im Gegensatz zu anderen Gewür- zen war der Ingwer nie selten oder teuer – und die Menschen erkannten früh seine Würz- und Heilkräfte. Ursprünglich stammt die Wurzel aus den feuchtwarmen Gebieten Mittel- und Südost- asiens. Es gibt Überlieferungen aus der Zeit um 3000 vor Christus, die zeigen, dass Ingwer schon damals als Gewürzpflanze, Medizin und Droge im religiösen Kontext eingesetzt wurde. Um 2000 vor Christus fand der Ingwer dann mit den Seefahrern seinen Weg nach Ägypten, wo er neben Zimt zum zweitwichtigsten Handelsgut wurde. Später stießen auch die Griechen und Römer auf das Gewürz- und Arzneimittel. Der aus Kleinasien stammende Arzt und Pharmakologe Dioskurides schrieb im Jahr 78 nach Christus eine Empfehlung nieder, den Ingwer 122